Es war im Oktober 2001, als in der Automobil Revue Nr. 42/2001 das Volkswagen-Projekt D1 vorgestellt wurde. Titre : « Mit dem « Projekt D1″ wagt VW den Klimmzug in die Topliga. »
Der richtige Name werde erst Ende des Jahres bekannt gegeben, geplant sei eine Stückzahl von 100 Autos pro Tag in der neuen « Gläsernen Manufaktur » à Dresde, stand im Vorstellungsbericht von Max Nötzli.
Der Chefredakteur brachte aber auch ein hekles Thema auf :
« Die Frage, die momentan sowohl innerhalb der VW-Organisation als auch ausserhalb heiss diskutiert wird : Hinterlässt Piëch mit dem D1 seinem Nachfolger Bernd Pischetsrieder eine Perle, oder gerät der Klimmzug zum Megaflop ? »
Piëch hatte den Wagen offensichtlich als Waffe für die Riesenmärkte in Südostasien, Nord- und Südamerika vorgesehen, der Absatz in Deutschland war ihm weniger wichtig, so seien 20’000 Fahrzeuge pro Jahr durchaus realistisch. Der D1 bringe alles mit, was es für den Einstieg in die Oberklasse brauche, schrieb Nötzli im Oktober 2001, so etwa eine Luftfederung oder Motoren bis zum 6.0-Liter-W12 und Allrad für die stärkeren Modelle.
Heute wissen wir natürlich mehr. In rund 16 Jahren (bis 2016) wurden gesamthaft 84’235
VW Phaéton (donc hiess der Wagen ja dann) gebaut. 2011 war der grösste Ausstoss mit 11’166 Exemplaren erreicht worden, in den übrigen Jahren waren die Produktionszahlen fast immer vierstellig und damit weit weg von theoretisch möglichen 50’000 bis 75’000 gebauten Wagen pro Jahr. Auch die 20’000, die Piëch als realistisch sah, wurden bei weitem verfehlt.
Nicht, dass der VW Phaeton ein schlechtes Auto war. Besitzer liebten den Wagen, auch Testfahrer wussten Positives zu berichten. En Chine verkaufte sich der Wagen auch relativ gut. Trotzdem verzichtete man bei Volkswagen auf einen Nachfolger, bei diesem Entscheid spielte sicher auch der Abgasskandal eine Rolle. Pischetsrieder blieb übrigens nur bis 2006 Vorstandsvorsitzender bei Volkswagen, den Projektmisserfolg, wenn man es so nennen will, musste er also nur in Teilen mitverantworten.
Wer sich für die Anfänge des VW Phaethon interessiert, sei auf den
Article dans l’AR 42/2001
verwiesen. Dieser ist, wie
der ganze Jahrgang 2001 der Automobil Revue
seit gestern komplett auf (service auto) zu finden. Da gibt es natürlich noch viel mehr zu entdecken, was wir nach 21 Jahren vielleicht bereits vergessen haben …